Ein wunderbarer Text kommt mir zu, der in kurzer Form aufzeigt, was Mensch-Sein wirklich bedeutet. Was der Unterschied ist zwischen einem sinnerfüllten Leben und einem vergeudeten Leben. An dieser Stelle möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass ein echter Mensch ein seelisch – geistiges Wesen ist, welches in einem Leib wohnt, den das Wesen nutzt als Werkzeug, um seine Pläne zu erfüllen, die es in seiner Ungeborenheit gemacht hat.

Es geht im Menschenleben nicht darum, die Lebenszeit irgendwie rum zu kriegen, möglichst nett und bequem. Das sieht zwar “angenehmer” aus, als das Leben eines Menschen, der sich einer Aufgabe “schenkt”, aber der Irrtum ist fatal.

Derjenige, der mit Eifer, Herzblut und Liebe einer Aufgabe dient, hat eine Art von “Gesundheit”, die bei so vielen verloren gegangen ist. Ähnliches weiß man aus der “Salutogenese” – die “Lehre von der Gesundheit”! Auch Erich Fromm hat in seinem Buch „Haben oder Sein“ ganz deutlich aufgezeigt, wo der Grundirrtum liegt in unserer Gesellschaft seit so langer Zeit, und daß dieser Irrtum ins Verderben führen muß.

Nicht zufällig wurden wir von Kindheit darauf getrimmt, uns beschäftigt zu halten, so, daß wir eben genau das tun, was von uns verlangt wird. Das seelisch-geistige Wesen, das ein Mensch in Wahrheit ist, verkümmert dadurch und verliert seine schönste Qualität. Zudem wird er krank davon an Leib, Seele und Geist. Was man nun überall so deutlich erkennen kann.

So ist auch hier wieder ersichtlich, welches unser Heilmittel sein kann. Dies ist auch eine Form des Widerstandes: Heile dich, werde Stück für Stück wieder der echte Mensch, als der du zur Welt gekommen bist, der Mensch, als der du gedacht warst. Der Mensch, der du in deiner Ungeborenheit wünschtest zu sein.

Netzfund:

“Aufgabe vs. Beschäftigung

Für dein irdisches Dasein macht es einen gravierenden Unterschied, ob du bloß einer Beschäftigung folgst oder eine richtige Aufgabe hast. Dazu solltest du dich eingehend mit beiden Begriffen befassen.

Der Beschäftigte tut etwas. Er tut irgendwas, damit die Zeit genutzt bleibt. Er macht Dinge, die ihn so sehr in Beschlag nehmen, dass er die innere Leere nicht mehr spürt. Sein Tun dient der Ablenkung, der Flucht vor der Wahrheit über sein Dasein. Er ist beschäftigt mit Arbeit für den Broterwerb, mit dem Konsum von Gütern, Dienstleistungen, Beziehungen, Genüssen und Sex. Er ist beschäftigt mit Gerede über Politik, Wirtschaft und die Schlechtigkeit seiner Mitmenschen. Je beschäftigter er mit all dem ist, desto größer wird die innere Leere in den beschäftigungslosen Phasen. Deshalb stürzt er sich immer tiefer in den Kreislauf von Leere und Ablenkung durch profane Tätigkeiten. Sein ganzes Dasein gleicht einer hoffnungslosen Flucht.

Ein Mensch mit einer wirklichen Aufgabe hingegen erblüht. Er folgt einem hehren Ziel, weil er gelernt hat, die Leere des Daseins zu akzeptieren. Ihm wurde klar, dass jede Aktivität, jede Beschäftigung diese Leere nicht zu erlösen vermag. So wie ihn keine Tätigkeit vor dem Schicksal oder der eigenen Sterblichkeit retten wird können.

Deshalb schenkt er sich einer Aufgabe. Er verschreibt sich ihr vollends mit all seiner Kraft, Liebe und Hingabe. Er zieht Befriedigung und Gewinn aus dem Tun selbst, nicht aus den Ergebnissen. Er sieht seine Aufgabe vielleicht darin, ein großartiger Vater, eine hingebungsvolle Mutter, ein inspirierender Künstler, ein liebevoller Heiler, ein erhellender Botschafter der Liebe, ein feuriger Rebell, ein kluger Aufklärer oder ganz simpel ein bescheidener Gärtner zu sein, weil er Pflanzen einfach immer schon geliebt hat. Seine Aufgabe ist authentischer Teil seiner selbst. Sie dient stets dem Ganzen, niemals ihm allein.

Ein solcher Mensch ist nicht mal ein bisschen Dieses, dann wieder ein wenig Jenes, im Grunde aber gar nichts. Er treibt nicht wie eine Qualle von einer Welle des Konsums zur nächsten. Er ist voll und ganz Diener seiner Aufgabe. Diese Aufgabe dient nicht der eigenen Ablenkung, der Flucht vor sich selbst oder dem Totschlagen von Lebenszeit. Sie dient der Erfüllung seines Schicksals. Sie ist Teil seiner Selbstverwirklichung und Selbsterfahrung.

Ein Mensch mit Beschäftigung ist arm, denn er befindet sich in ständigem Kampf mit dem Leben, der Welt, dem Schicksal und der Zeit; er bleibt ein ewig Flüchtender.

Ein Mensch mit Aufgabe hingegen ist reich, weil er Frieden gemacht hat mit seinem irdischen Dasein. Er nimmt sich selbst zurück für den Dienst an etwas Höherem. Vielleicht macht ihn seine Aufgabe nicht vermögend. Vielleicht macht sie ihn nicht berühmt. Vielleicht wird er sogar dafür belächelt und zum Außenseiter unter den Beschäftigten, zum Geächteten unter den ewig rastlosen Konsumenten, zur Randfigur unter den von Blinden geführten Blinden. Vielleicht erhält er für seine Aufgabe niemals Anerkennung. Vielleicht macht sie ihn einsam. Aber sie macht ihn über sein ganzes Leben hinweg wahrhaft lebendig.

Am Ende seines Erdenlebens wird er wissen, dass er wirklich gelebt hat und nicht durch permanente Ablenkung vor dem Leben in ein Scheinleben geflüchtet ist.

Beschäftigt sind viele Menschen, aber nur wenige haben eine Aufgabe. Für jeden Menschen stellt sich daher die essenzielle Frage: Bin ich bloß beschäftigt oder erfülle ich meine Aufgabe?

Die Beantwortung dieser Frage ist gewiss nicht bequem, daher ist man gerne geneigt, in der Beschäftigung die Aufgabe zu wähnen. Das aber ist Selbstbetrug. Es ist nichts weiter als Rechtfertigung des eigenen Unvermögens wahrhaft lebendig zu sein.

David P. Pauswek – Der Andersmensch”

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